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„Ruhe vor einem möglichen Sturm“

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Verschiedene Konjunkturindikatoren in den USA und Europa signalisieren eine Stabilisierung und damit weiterhin ein sehr tiefes Rezessionsrisiko. Dies werde durch die verhältnismäßig steilen Zinskurven im Bereich zwischen drei Monaten und zehn Jahren bestätigt, schreibt Beat Thoma, CIO beim Vermögensverwalter Fisch Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar.

Laut Thoma kam es historisch gesehen vor einer Rezession stets zu einer vollständigen Abflachung oder sogar einer Inversion. Die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) werden in ihrer Geldpolitik aber deutlich restriktiver. Insbesondere stehe ein massiver Bilanzabbau der US-Notenbank (durch Verkäufe von Staatsanleihen) ab Juni bevor. Die daraus folgende direkte Verminderung der Geldmenge dürfte aus Sicht von Thoma stark negative Auswirkungen sowohl auf die Konjunktur als auch auf die Börsen haben, denn Geldmengenveränderungen seien viel wirksamer als Zinserhöhungen. Die Erfahrung aus früheren Zyklen zeige jedoch, dass die Wirkung erst mit einer zeitlichen Verzögerung von drei bis sechs Monaten eintritt.

Die Realzinsen (Fed Funds Rate minus Inflationsrate) sind zudem derzeit noch tief beziehungsweise sogar klar negativ, schreibt Thoma weiter. Dies wirke auf die Konjunktur und die Aktienmärkte stark unterstützend. Ab September drohe jedoch eine bedeutende Verschlechterung. Bis dann werden die nominalen Fed Funds Rates weiter angehoben und die Inflationsraten sollten deutlich tiefer liegen, was einen starken Anstieg der Realzinsen ergebe. Falls sich die Aktien- und Kreditmärkte im oben geschilderten Umfeld in den kommenden Wochen positiv entwickeln, gleichzeitig aber die Zinsen steigen und die Liquidität durch die Notenbanken reduziert wird (Bilanzreduktion), droht eine dem Jahr 1987 vergleichbare Entwicklung, fürchtet Thoma. Damals baute sich ebenfalls eine gefährliche Spannung zwischen steigenden Bewertungen der Aktienmärkte und gleichzeitigem „Sauerstoffentzug“ durch die Geldpolitik auf. Diese Divergenz führte damals zu einer heftigen Marktkorrektur, allerdings zeitlich sehr begrenzt und ohne Rezession.

„Insgesamt wirken damit kurzfristig eine Reihe positiver Faktoren bei einem mittelfristig sich deutlich verschlechternden Umfeld. Viel Negatives ist kurzfristig eingepreist, während die negativen Folgen der Bilanzverkleinerung durch die Fed unserer Ansicht nach unterschätzt werden. Deshalb kann das aktuelle Umfeld als ‚Ruhe vor einem möglichen Sturm‘ bezeichnet werden. Die Chancen und Risiken sind damit weiterhin sehr asymmetrisch verteilt. Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Faktor ist der Ukrainekrieg. Dieser rückte in der direkten Bedeutung für die Finanzmärkte zwar weiter in den Hintergrund. Aber die Risiken dürften hier deutlich unterschätzt werden. Denn die Gefahr einer erneuten Eskalation bleibt hoch, da Russland immer stärker in die Enge getrieben wird und seine ursprünglichen Ziele klar verfehlt. Dies kann zu nur schwer abzuschätzenden Befreiungsschlägen führen mit stark negativen Folgen für die globalen Märkte“, so Thoma abschließend. (DFPA/JF1)

Fisch Asset Management ist ein auf ausgewählte Anlagestrategien spezialisierter Asset Manager und bietet Wandelanleihen, Corporate Bond sowie Multi Asset/Absolute Return Lösungen an. Das Unternehmen verwaltet mit 90 Mitarbeitern Vermögen in Höhe von 11,6 Milliarden Schweizer Franken (11,2 Milliarden Euro) von institutionellen Anlegern vornehmlich aus Europa.

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