Im ersten Halbjahr 2023 wurden in Deutschland Wohnimmobilien im Wert von etwa 3,7 Milliarden Euro gehandelt, basierend auf Transaktionen ab 50 Wohnungen. Dies entspricht einem Rückgang von 53 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres und ist gleichzeitig der niedrigste Umsatz in einem ersten Halbjahr seit 2011, wie der Immobiliendienstleister Savills berichtet.
Laut Savills besteht derzeit die größte Nachfrage der Investoren nach gepflegten Bestandsobjekten mit Wertsteigerungspotenzial. Insbesondere Core-Plus-Objekte, also solide Objekte in attraktiven Wohnlagen, die langfristige Wertsteigerungen durch Mietsteigerungen oder leichte Modernisierungen ermöglichen, stehen im Fokus vieler Investoren. Auch Value-Add-Ansätze, bei denen Investitionen zur Wertsteigerung getätigt werden, ziehen viel Kapital an, doch die Preisvorstellungen von Käufern und Eigentümern in diesem Segment liegen oft noch weit auseinander. Institutionelle Investoren bevorzugen nach wie vor, auch im Hinblick auf ihre ESG-Ziele, in erster Linie Neubauobjekte. Dennoch entfielen im ersten Halbjahr 2023 nur noch 19 Prozent des Transaktionsvolumens auf Projektentwicklungskäufe, verglichen mit 36 Prozent im Vorjahreszeitraum.
Mit dem Beginn der Zinswende ist das Interesse der Immobilieninvestoren am Segment des geförderten Wohnens weiter gestiegen. Im ersten Halbjahr entfielen bei Einzelobjektverkäufen 39 Prozent des Transaktionsvolumens auf ganz oder teilweise geförderte Objekte. Die günstigen Zinskonditionen und attraktiven Tilgungsraten der Programme für sozialen Wohnungsbau haben durch die Rückkehr der Zinsen erheblich an Attraktivität gewonnen. Auch die ESG-Ziele der Investoren mit Artikel 8- und 9-Fonds tragen zu einer hohen Nachfrage nach Immobilien mit gefördertem Wohnraum bei.
Der Anstieg der Nettospitzenrenditen um rund 120 Basispunkte seit März 2022 auf zuletzt etwa 3,4 Prozent hat kurzfristig zu einem Rückgang der Kapitalwerte geführt. Dies könnte laut Savills ein günstiges Zeitfenster für den Einstieg in den deutschen Wohnungsmarkt eröffnen. Die Leerstandsquoten in vielen Städten befinden sich auf Rekordtiefs, und die sich weiter verschärfende Wohnungsknappheit wird sich voraussichtlich unter anderem in steigenden Mieten niederschlagen. Dies könnte langfristig wieder zu einem Anstieg der Kapitalwerte führen.
Savills prognostiziert aufgrund fehlender Anzeichen für eine deutliche Erhöhung des Angebots am Wohninvestmentmarkt weiterhin ein Transaktionsvolumen von unter zehn Milliarden Euro für das gesamte Jahr.
