Schnee und Eisregen haben den Passagieren schon am Nachmittag die Reisepläne zerstört. Auch für den letzten Flug von München nach Dresden sieht es an diesem Sonntagabend schlecht aus. Nur eine Piste ist in Betrieb, die andere wird enteist – es staut sich. Dann schafft es eine Lufthansa-Maschine doch noch, zu starten. Eine halbe Stunde nach Mitternacht setzt das Flugzeug mit fast 100 Menschen an Bord in Klotzsche auf. Es ist bei weitem nicht die einzige Maschine, die letztes Jahr über den Dresdner Nachthimmel geflogen ist.
Insgesamt 664 Überflüge hat die Lärmmessstation Dresden-Rähnitz zwischen 22 Uhr und 6 Uhr gezählt – so viele wie zuletzt vor vier Jahren. Die Station wird vom Deutschen Fluglärmdienst e.V. in Zusammenarbeit mit der „Vereinigung gegen Fluglärm Dresden“ betrieben.
Eigentlich sollen die Dresdner, die rund um den Airport wohnen, ruhig schlafen können. Laut Stadt sind rund 22 700 Menschen von Fluglärm betroffen. Um sie zu schützen, ist vor zehn Jahren eine Nachtflugbeschränkung in Kraft getreten. Demnach dürfen Verkehrsflugzeuge zwischen 23.30 und 5.30 Uhr theoretisch weder starten noch landen. Doch sind Maschinen spät dran, sind Landungen ausnahmsweise bis Mitternacht erlaubt. An der Rähnitzer Station konnten im vergangenen Jahr 33 solcher Flüge festgestellt worden.
Aber auch nach Mitternacht kehrte nicht immer Ruhe ein. So sind 17 Maschinen nach 0 Uhr in Dresden angekommen, letztmalig der wegen Eis verhinderte München-Flieger am 11. Dezember. Ein Verstoß gegen die Nachtflugregeln?
Strafen sind den Fluggesellschaften nicht auferlegt worden. Denn für alle 17 Landungen hat die Landesdirektion Sachsen (LDS) eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Wegen besonderem öffentlichen Interesse, heißt es in einem Bericht, den die Luftaufsichtsbehörde auf ihrer Internetseite veröffentlicht hat. Für den München-Flug argumentiert sie mit den vielen betroffenen Passagieren. Außerdem hätte ohne Ausnahme der Montagmorgen-Flug in die bayerische Hauptstadt gestrichen werden müssen, wodurch noch mehr Menschen betroffen gewesen wären.
Ausnahme für Schalke-Spieler
Die Zahl der Ausnahmen hat in den letzten fünf Jahren stetig zugenommen. 2013 genehmigte die LDS laut eigenen Angaben neun Starts und Landungen nach Mitternacht. 2014 waren es sieben. Als besonderes öffentliches Interesse ist damals auch der Abflug einer Maschine mit Fußballern gewertet worden, aus Sicherheitsgründen, wie es im Bericht heißt. Stunden vorher hatte Dynamo Dresden den FC Schalke 04 aus dem DFB-Pokal geworfen. 2016 durften bereits zehn Flieger entgegen der Nachtflugbeschränkung starten und landen. Die häufigsten Gründe waren schlechtes Wetter, technische Probleme mit dem Flugzeug, Streiks von Fluglotsen und Bodenmitarbeitern sowie angesammelte Verspätungen auf den vorherigen Flügen.
Trotz nächtlicher Ruhestörungen: Die Lärmbelastung hat in den letzten Jahren nicht zugenommen. Das belegen auch Messergebnisse des Umweltamtes. In der verkehrsreichen Sommersaison waren Anwohner am Hellerauer Wasserturm 2016 einem Dauerschallpegel von 41,7 Dezibel ausgesetzt. Das entspricht einem Flüstern. Die Daten von vergangenen Jahr liegen noch nicht vor.
Tatsächlich schlagen die Fluglärm-Gegner trotz zunehmender Überflüge nicht Alarm. Man könne zufrieden sein, sagt Peter Volkmer, der dem Verein „Vereinigung gegen Fluglärm Dresden“ vorsitzt. „Früher gab es im Monat 800 Nachtflüge. Das war extrem.“ Kurz vor der Wende erhielt der Airport die Erlaubnis für einen Rund-um-die-Uhr-Betrieb. „Ab 3 Uhr war die Nachtruhe der Anwohner vorbei“, so Volkmer. Nicht nur die Klotzscher, Hellerauer, Weixdorfer und Rähnitzer hätten sehr gelitten. Laut sei es nachts auch in der Einflugschneise über Gorbitz, Pieschen und Trachau gewesen. Aus dieser Situation heraus sei 1996 der Verein gegründet worden.
Die Mitglieder des Fluglärm-Vereins schreiben es ihrem öffentlichen Druck zu, dass in den 90er-Jahren zunächst die Zahl der Nachtflüge reduziert wurde. Außerdem bezahlte der Flughafen den Anwohnern freiwillig Schallschutzfenster. Insgesamt mehr als 2 300 Wohnungen sind damit ausgestattet. Mit der Verlängerung der Start- und Landebahn sah der Verein nach der Jahrtausendwende schließlich die Chance, eine Nachtflugbeschränkung zu erwirken. Der Streit ging bis vor das Bundesverwaltungsgericht und war für die lärmgeplagten Menschen erfolgreich. Außerdem, sagt Elke Büchner vom Verein, seien die Flugzeuge über die Jahre leiser geworden.
Das Umweltamt will das offizielle, 1995 in Betrieb genommene Lärmmessnetz bald neu organisieren. So wird die Technik erneuert, teilt Amtsleiter Christian Korndörfer mit. „Technisch dürfte mit der neuen Anlage mehr möglich sein, bis hin zur Echtzeitanzeige der Fluglärmdaten.“ Außerdem werde die Station auf dem Hellerauer Wasserturm abgebaut. Stattdessen soll eine auf einem Gebäude des Neustädter Klinikums errichtet werden. Die Station am Festspielhaus fällt komplett weg. Im April soll beraten werden, ob neue Messstellen hinzukommen.
Quelle: Sächsische Zeitung
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